Presse

Meine Arbeiten sind an der Schnittstelle zwischen Kunst und Kunsttherapie angesiedelt. Mich interessiert das Innenleben der menschlichen Befindlichkeiten und Lebenszusammenhänge. Dabei ist es mir wichtig, sowohl den eigenen inneren Dialog als auch den Dialog mit dem Bild während des Entstehungsprozesses zu führen.

Die Werke, die ich schaffe, sind festgehaltene Augenblicke einer Idee, die sich finden ließ oder eines Phänomens, das ich mir aussuche, um es sichtbar zu machen. Meinem Schöpfungsprozess geht ein Betrachten, eine Auseinandersetzung mit der Seinsweise des zu Schaffenden voraus.

Dem Betrachter/der Betrachterin kann das Kunstwerk als verdichtetes Zeiterlebnis erscheinen, ruft möglicherweise Erinnerungen wach, die nicht zu benennen sind. Meine Arbeiten können ein Empfinden anregen, eigene Erfahrungswerte zu finden. Sie bereiten einen Zugang zu einer Welt, die außerhalb von Raum und Zeit ist und doch gleichzeitig im Raum und in der Zeit erlebbar ist.

Um die Jetzt-Zeit zu verstehen, übermale ich manchmal das Vergangene mit weißer Farbe, damit das Gegenwärtige Zukunft hat, damit aus dem Jetzt Neues entstehen kann.

Sieglinde Wagner

Webadresse: www.sieglindewagner.com

E-Mail: art@sieglindewagner.com

Tel.: 0660/40 712 05

 

PALM ART Award 2016

Artist Statement

Meine Arbeiten sind an der Schnittstelle zwischen Kunst und Kunsttherapie angesiedelt. Mich interessiert das Innenleben der menschlichen Befindlichkeiten und Lebenszusammenhänge. Beim Entstehungsprozess ist es mir wichtig, sowohl den eigenen inneren Dialog als auch den Dialog mit dem Bild zu führen.

Abstrakte Malerei, abstrakte Zeichnung und figurative Gestaltungen

Manchmal beginne ich einfach mit den vorhandenen Materialien, und lasse mich vollkommen auf den Prozess des Entstehens ein, ohne zu wissen, was das Endprodukt sein wird, oder welche Aussage ich im Werk treffen will.
Oft offenbart sich erst im Nachhinein oder während des Prozesses die Bedeutung meines Tuns. Vom Unbewussten ins Bewusste. Hier stellt sich die Frage, ob meine künstlerischen Arbeiten einen therapeutischen Effekt haben, oder ob die Therapeutin in mir einen künstlerischen Ausdruck verlangt.
Tuschezeichnungen, die aus dem Unterbewussten ohne Absetzen gezeichnet wurden, wie zum Beispiel „Das schwarze Loch“, „Irritation“, Körpergesicht“ oder „Körperweisheit“ - sowie Tierbilder, die wie Traumbilder aus dem Innersten auftauchen, sind ohne Absicht, etwas darzustellen oder zu erzeugen, entstanden. Nur das Material lege ich bereit.
Der Raum im absichtslosen Tun entsteht. Er setzt eine gewisse gedankliche Leere voraus – das heißt, dass ich in dem Moment, in dem ich zu zeichnen beginne, alles bereits Gewusste willentlich vergesse zugunsten des Entstehungsprozesses, dessen Resultat für mich selbst oft eine Überraschung in sich birgt, da die Hand von etwas Anderem, Höherem oder Unbewusstem oder Noch-nicht-gewusstem gelenkt wurde und wird. Die Bildaussagen meiner eigenen Werke überraschen mich dabei selbst oft.

Der Dialog mit der „fertigen“ Zeichnung ist ein zentrales Element. Er trägt dazu bei, die Gedanken, die beim Betrachten des Werkes entstehen, weiterzuführen und ein weiteres Bild entstehen zu lassen – meine Bilder bilden mich, sie lassen neue Gedankenwelten entstehen, wodurch wieder neue Werke gebildet werden – ein fortlaufender Zyklus von Bildern und Bildung fließen ineinander.

Meine figurativen Werke entstehen in zeitlichen Zyklen. Das heißt, es entstehen Serien von weiblichen Akten, die eine Auseinandersetzung mit der Wiederaneignung des weiblichen Blickes auf Weiblichkeit anstreben wie in den Werken „Frauenakt Innenleben“, „Frauenfiguren“, „Yoni Ursprung“, „Urinnerung“, Göttinnenfiguren wie auch die „Die Ahninnenreihe der Venus“ als auch der Zyklus „Ouroborus“ erinnern an zum Teil vergessene matriarchale Gesellschaftsordnungen, die von einer patriarchal gefärbten Zivilisation überdeckt wurde und zum Teil bereits ausgelöscht wurde.

Aus ansprechenden Arbeiten alter Meister erschaffe ich neue Bildideen, wie in den Werken „Europa reitet die goldene Kuh“, „Mutter oder die Vertreibung aus dem Paradies“ oder „Die befreite Frau“. Alte Bilder werden in der Jetzt-Zeit neu interpretiert und regen ein Überdenken alter Strukturen und Gegebenheiten an.
Der Kontrast zwischen dem Künstlichen und dem Natürlichen inspiriert mich. In meinen Fotografien halte ich anscheinend unbeachtete, natürliche Erscheinungsformen fest, die in meinen Serien Baumspuren, Yoniillusionen und Biberbisse zu sehen sind.

Bevorzugte Materialen sind Pfeifenputzerdraht, kaputte oder weggeworfene Sachen wie Fußbälle und sonst noch allerhand sowie verschiedenes Malmaterial wie Goachefarben, Ölpastellkreiden, Tusche, Pastellkreiden, Öl.

Bevorzugte Techniken: Malen mit allem Möglichen, Sgrafitto, mit den Händen und Tüchern.
Um die Jetzt-Zeit zu verstehen, übermale ich manchmal das Vergangene mit weißer Farbe, damit aus dem Gegenwärtigen Neues entstehen kann.

Erwartungen: Als Künstlerin und Kunsttherapeutin bewege ich mich in einer Landschaft, die die Kunst und die Ästhetik als Mittel benutzt, um Krankhaftes, aus der Ordnung Gefallenes, wieder in eine Balance zu bringen – das innere Ungewusste, in einem Außen sichtbar zu machen. Manchmal entstehen dabei auch neue Melodien oder Rhythmen, die ich auf Instrumente wie Berimbao, Tschanggo oder auf die Sansula übertrage. Mich interessiert das Innenleben, der Ausdruck der Seele, in einer Welt der Vielfältigkeit.

 

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Auszug aus dem New Yorker Kunstmagazin "ArtiSpectrum"

Sieglinde Wagners Arbeiten decken alle Schattierungen ab von vollständig abstrakten bis hin zu gegenständlichen Bildern. Ihre fokussierte Aufmerksamkeit gegenüber den Gegenständen und Themen wird lediglich übertroffen von ihrer hohen Sensibilität für Rhythmus, Farbe und Gefühl. Wagners Pinselführung ist von pulsierender und vibrierender Qualität. Ihre abstrakten Arbeiten auf gewagt dünner vertikaler Leinwand kommen auf den Betrachter zu in quirliger, rasender und doch anmutiger Bewegung, aufgeladen mit elektrifizierender Emotion. Ihre Arbeiten sind eher figurativ und weniger bedacht auf einzelne Pinsel- und Pigmentstriche, die energetischen Linien sind jedoch immer da. Die Rhythmen, die sich aus diesen Linien ergeben, sind das Kennzeichen ihrer Arbeit. "Der Dialog zwischen mir und meiner Arbeit ist von höchster Bedeutung", erklärt Wagner. "Meine Hände tun und gleichzeitig bin ich vollständig in Kontemplation versunken." Das Ergebnis erlaubt es der Künstlerin, durch ihre Kunst die Betracchter an ihrem inneren Dialog teilhaben zu lassen und so an sich selber und ihrem Prozess.

Sieglinde Wagner, geboren in Ampflwang, Österreich.

Sie lebt und arbeitet in Wien